Die kleine Skulptur „Rebmännle“, die um 1600 an der Südostecke des Rathauses angebracht wurde, stellt eindeutig eine unbekleidete weibliche Figur dar (siehe Abbildung). Sie tanzt auf einer vollen Weintraube, um ihren Körper ist eine Girlande aus Weinblättern geschlungen und ihr nach hinten geworfener Umhang erinnert an ein Weinblatt. Es handelt sich um eine Frau aus dem Gefolge des Weingottes Bacchus, eine sogenannte Bacchantin. Die Platzierung an der prominenten Stelle soll die Bedeutung des Weinbaus für Tübingen symbolisieren.
]]>Um 1600 konnte nur eine Figur aus der antiken Mythologie nackt im öffentlichen Raum aufgestellt werden, ohne Scham und Anstand zu verletzen. Zudem bot das Personal der antiken Götterwelt den Künstlern der frühen Neuzeit zum ersten Mal die Möglichkeit, nackte Figuren zu repräsentieren. Das Aussehen des „Rebmännles“ mit den stämmigen Beinen, dem üppigen Bauch und dem lachenden Gesicht entspricht der Vorstellung von weiblicher Schönheit zwischen Renaissance und Frühbarock.
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