Zentrum der Stadtpolitik

Das Rathaus ist noch heute das Zentrum für Stadtpolitik und -verwaltung. Im Ratssaal im ersten Obergeschoss tagt der Gemeinderat (siehe Abbildung). In der ehemaligen Großen Gerichtsstube im zweiten Obergeschoss befindet sich das Trauzimmer, das Amtszimmer des Oberbürgermeisters in der ehemaligen Kleinen Gerichtsstube. Sie wurde 1760 neu ausgebaut und mit Rokokodekor versehen. Außer einem weiteren Besprechungsraum im ehemaligen Hofgerichtssaal im dritten Obergeschoss, sind unter anderem Büros der städtischen Verwaltung untergebracht.

 

Wohin mit der Stadtarchiv?

Das Stadtarchiv war auch bis 2012 im Dachgeschoss und im Rathausanbau untergebracht. Seine umfangreichen Bestände an historischen Dokumenten belasteten nicht nur die Fachwerkkonstruktion des Rathauses, sondern waren auch in Gefahr, bei einem Brand vernichtet zu werden. Während der Restaurierungsmaßnahmen 2012 bis 2016 zog das Archiv in das hinter dem Rathaus stehenden Breuninghaus um. Langfristig ist ein Umzug auf das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs geplant.

Restaurierung 2012-2016

Auslöser für die letzte Restaurierung waren, neben veralteter Haustechnik, Brandschutz und unzeitgemäßen Büro- und Besprechungsräumen, vor allem statische Probleme.

Bei der Sanierung kamen sensationelle Entdeckungen im Eingangsbereich zu Tage: Eine einheitliche Halle im Erdgeschoss gab es nie. Stattdessen befanden sich dort drei kleine Hallen zum Verkauf von Brot, Salz und Fleisch. An der Stütze neben dem Eingang zum Treppenhaus ist noch der Ansatz eines Brustriegels sichtbar, der die Halle abgeteilt hat. In der nördlichen Halle fand man an den Deckenbalken noch Zeichen der Bäcker. Die nördliche, bräunlich verputzte Außenwand ist das älteste Bauteil des Rathauses.

Ratssaal im ersten Obergeschoss
Ratssaal nach der Sanierung des Rathauses, Foto: Universitätsstadt Tübingen